Insolvenzen bei AWO und Caritas in NRW Pflegeheime kämpfen ums Überleben

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Pflegeheime in Nordrhein-Westfalen (NRW), darunter Einrichtungen der AWO und Caritas, kämpfen ums Überleben durch anhaltende finanzielle Engpässe, die zu Insolvenzen und Schließungen führen. Besonders betroffen sind Träger wie der AWO Kreisverband Wesel, der im April 2025 ein Eigenverwaltungsverfahren einleitete und am 1. Juni 2025 offiziell Insolvenz angemeldet hat.

Ursachen der Krise

  • Unzureichende Finanzierung: Pauschale Pflegesätze decken steigende Kosten für Mieten, Personal, Energie und Investitionen nicht ab. Gesetzliche Verschlechterungen bei der Finanzierung des stationären Pflegebereichs verschärfen die Lage.
  • Folgen der Corona-Pandemie: Personelle und finanzielle Belastungen im Seniorenpflegebereich haben Altlasten aus dem ambulanten Pflegebereich verstärkt.
  • Weitere Belastungen: Fachkräftemangel, niedrige Belegungszahlen, verzögerte Zahlungen von Kostenträgern und Liquiditätsprobleme treiben kleine und mittlere Träger in die Krise. 2024 erreichte die Insolvenzwelle ihren Höhepunkt, mit mehr betroffenen mittelgroßen Einrichtungen als 2023.

Konkrete Fälle in NRW

  • AWO Kreisverband Wesel: Das Insolvenzgericht bestätigte die Eigenverwaltung, sodass der Vorstand handlungsfähig bleibt. Der Großteil der Einrichtungen wird fortgeführt, doch Schließungen sind unvermeidbar: Ambulanter Pflegedienst in Moers, Frisiersalon HAIRlich in Neukirchen-Vluyn, mobile Pflege in Wesel sowie psychosoziale Beratung fallen weg. Der Gesundheitscampus Wesel übernimmt Klienten und 20 Mitarbeiter aus ambulanter Pflege und Tagespflege; die Diakoniestation Niederrhein setzt Teile fort.
  • Caritas und andere: Ähnliche Probleme treffen Caritas-Einrichtungen in NRW, wie der NRZ-Artikel andeutet. Bundesweit wurden 2023 von 205 insolventen Pflegeheimen nur 44 geschlossen – 80 % fortgeführt oder übernommen.

Ausblick und Maßnahmen

Trotz Krise gibt es positive Signale: Viele Einrichtungen sanieren erfolgreich, Pflegesätze werden neu verhandelt und Zahlungen beschleunigt. Beim AWO Wesel stimmen Gläubiger Ende August 2025 über den Sanierungsplan ab. Die Ausfallquote bleibt niedrig (Promillebereich), doch der steigende Pflegebedarf in einer alternden Gesellschaft erfordert strukturelle Reformen.