Sicher unterwegs im Rollstuhl Übungen und Techniken für den Alltag
Mobilität bedeutet Selbstbestimmung — und mit etwas Übung lässt sich der Alltag im Rollstuhl deutlich sicherer und entspannter gestalten. In diesem Beitrag erklärt die Musterfirma GmbH praxisnahe Übungen und Techniken, mit denen Rollstuhlnutzende und Begleitpersonen typische Alltagshürden wie Bordsteinkanten und enge Türen souverän meistern können. Die Anleitungen sind klar, unkompliziert und auf Sicherheit ausgelegt.
Warum Training wichtig ist
Gutes Rollstuhl-Training reduziert Stürze, schont den Körper der Begleitpersonen und erhöht die Selbstständigkeit der Nutzerinnen und Nutzer. Viele Manöver wirken im ersten Moment kompliziert, sind aber mit wenigen, gut wiederholbaren Schritten erlernbar. Regelmäßiges Üben baut Vertrauen auf, sodass schwierige Situationen weniger Stress erzeugen — für alle Beteiligten.
Grundlagen: Haltung, Bremsen, Blick und Atem
Bevor spezifische Übungen beginnen, sind einige Grundlagen wichtig:
- Sitzposition prüfen: Eine stabile, aufrechte Sitzhaltung mit leicht nach vorne geneigtem Oberkörper erleichtert Gewichtsverlagerungen und das Lenken.
- Bremsen nutzen: Immer vor dem Anfahren die Bremsen lösen und vor dem Aussteigen fest anziehen.
- Blickführung: Blick in Fahrtrichtung, nicht auf das Vorder- oder Hinterrad. Das hilft bei der Einschätzung von Distanzen und Hindernissen.
- Ruhig atmen: Bewusste, ruhige Atmung reduziert Hektik und unterstützt saubere Bewegungsabläufe.
Übung 1 — Bordsteinkanten sicher überwinden (vorwärts)
Ziel: Bordsteinsituationen selbstbewusst und ohne Kippen meistern.
Schritt-für-Schritt:
- Annähern: Gerade und zügig auf die Kante zufahren, nicht im schrägen Winkel. Abstand so wählen, dass die Vorderreifen die Kante zuerst treffen.
- Gewicht verlagern: Kurz vor der Kante Oberkörper leicht nach vorne lehnen, um die Vorderreifen aufzusetzen.
- Schwung nutzen: Mit moderatem Schwung (nicht zu langsam) über die Kante fahren, so dass die Vorderreifen die Kante überwinden und die Hinterräder folgen.
- Kontrolle behalten: Nach dem Überwinden sofort die Haltung wieder zentrieren und Kurs korrigieren.
Tipps: Üben an niedrigen Kanten beginnen und allmählich steigern. Bei Unsicherheit einen Begleiter bitten, den Rollstuhl hinten leicht anzuheben — das reduziert das Kipp-Risiko.
Übung 2 — Bordsteinkanten rückwärts herunterfahren
Ziel: Kanten rückwärts sicher absenken, z. B. wenn keine Rampe verfügbar ist.
Schritt-für-Schritt:
- Positionieren: Gerade rückwärts an die Kante heranfahren, so dass die Hinterräder direkt an der Kante stehen.
- Bremskontrolle: Bremsen lösen, Blick über die Schulter nach hinten richten (oder Spiegel nutzen).
- Rücken stabil halten: Oberkörper aufrecht, Hände sicher am Rad.
- Rückwärts langsam abrollen: Mit gleichmäßigem Druck die Hinterräder über die Kante rollen lassen; die Vorderräder gehen danach kontrolliert nach unten.
Tipps: Diese Technik braucht Übung und sollte zuerst auf niedrigen Kanten und in ruhiger Umgebung geübt werden.
Übung 3 — Enge Türen souverän passieren
Ziel: Türen ohne Berührung des Rahmens durchfahren und ggf. selbst öffnen.
Schritt-für-Schritt:
- Anlauf nehmen: Gerade auf die Tür zufahren, Türgriff auf Höhe der Sitzenden ins Blickfeld nehmen.
- Türen öffnen: Wenn möglich, die Tür mit einer Hand am Griff öffnen, während die andere Hand das Rad steuert; bei automatischen Türen den Sensorbereich nutzen.
- Zentriert bleiben: Körpermitte auf der Türmitte ausrichten, um seitliches Streifen zu vermeiden.
- Langsam durchfahren: Kontrollierte Geschwindigkeit, ggf. leichtes Nachhelfen mit der Hand, um zu korrigieren.
Tipps: Bei sehr schmalen Türrahmen vorab messen und gegebenenfalls Schwellenprofile oder Türverbreiterungen prüfen. Angehörige oder Begleitpersonen können als Puffer dienen, dabei aber rücksichtsvoll hinter dem Rollstuhl bleiben, damit genügend Raum bleibt.
Technik für Begleiterinnen und Begleiter
Begleitung kann entlasten, sollte aber richtig erfolgen, um Rückenverletzungen und gefährliche Kippmomente zu vermeiden.
Grundregeln:
- Kommunikation: Vor jedem Manöver kurz ankündigen, was passiert und welche Unterstützung gewünscht wird.
- Richtige Handposition: Hände am Schiebebügel, nicht an Armlehnen. Das erlaubt sicheren Druck und gute Kontrolle.
- Beineinsatz statt Rücken: Beim Schieben und besonders beim Hochheben das Körpergewicht und die Beine einsetzen, Rücken gerade halten.
- Gegengewicht beachten: Beim Überwinden einer Kante leichtes Hochziehen am Schiebebügel hilft, die Hinterräder zu entlasten; dabei die Schultern senken und nicht mit dem Rücken ziehen.
- Zwei-Personen-Technik: Bei schwereren Manövern kann eine zweite Person vorne helfen, indem sie den Rollstuhl leicht anhebt und Richtung stabilisiert.
Sichere Hebe- und Umsetzhilfen
Manchmal ist ein Anheben notwendig, z. B. bei sehr hohen Bordsteinen oder unebenem Gelände.
Kurzbeschreibung sicherer Hebetechnik:
- Planen: Vorher kurz absprechen, wer was macht.
- Positionierung: Eine Person hinten an den Schiebebügel, eine vorne an der Sitzfläche oder an den Fußstützen (nie an den Armlehnen ziehen).
- Beine nutzen: In die Knie gehen, Rücken gerade halten, mit den Beinen heben.
- Kleine Hebeintervalle: Kurz heben, transportieren, absetzen — statt lange in der Luft zu halten.
Hinweis: Hebeaktionen sollten nur von geschulten Personen oder bei Zustimmung des Rollstuhlnutzenden durchgeführt werden.
Trainingsaufbau: In kleinen Schritten zur Sicherheit
Damit das Erlernte haften bleibt, empfiehlt sich ein strukturierter Trainingsplan:
- Aufwärmen: Kurze Mobilitäts- und Stabilisierungsübungen (Schulterkreisen, leichte Rumpfrotationen).
- Wiederholung einfacher Manöver: Geradeausfahren, enge Kurven, Stopps.
- Spezifische Situationen: Bordsteinübungen, Türpassagen, Rampen steigen.
- Alltagssimulation: Training mit kleinen Hindernisparcours, Distanzvariationen und unterschiedlichen Untergründen.
- Reflexion: Nach jeder Einheit kurz besprechen, was gut lief und was verbessert werden kann.
Sicherheit ist zentral: Checkliste vor dem Losfahren
- Reifenluftdruck und Zustand kontrollieren.
- Fußstützen befestigt, Gurte geprüft.
- Bremsen funktionieren.
- Tasche oder Gegenstände sicher verstaut.
- Begleitperson informiert—wenn gewünscht.
Tipps für den Alltag
- Kleine Hilfsmittel helfen: Schiebehilfen, Handschuhe mit gutem Grip oder ein einfacher Spiegel erhöhen die Kontrolle.
- Umgebung prüfen: Wenn möglich, barrierefreie Wege und Rampen nutzen; vorab Routen prüfen.
- Offen bleiben: Bei Unsicherheit Fachpersonal, Ergotherapeuten oder lokale Selbsthilfegruppen um Rat fragen.
- Regelmäßig üben: Kurze, häufige Trainingseinheiten sind effektiver als seltene, lange Übungen.
Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist
Bei wiederkehrenden Unsicherheiten, Schmerzen bei Begleitpersonen oder wenn Umbauten an Wohnung/Umgebung nötig sind, lohnt sich die Beratung durch Therapeuten, Hilfsmittelberater oder die Krankenkasse. Diese Experten können individuelle Anpassungen am Rollstuhl, geeignete Hebehilfen oder Trainingskurse empfehlen.
Abschließende Motivation
Sichere Rollstuhltechnik ist keine angeborene Fähigkeit, sondern erlernbar. Mit Vertrauen, etwas Routine und der richtigen Technik werden viele Alltagssituationen einfacher. Die Musterfirma GmbH begleitet gern beim Üben: Wir schätzen die Arbeit mit unseren Patientinnen und Patienten und unterstützen verantwortungsvoll — Schritt für Schritt — dabei, den Weg nach draußen sicherer zu machen.


