Ben der Bücherwurm und der Geheimnisvolle Schlappi

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**Ben der Bücherwurm und der Schlappi auf dem Nebelberg**

Es war einmal ein kleiner Bücherwurm namens Ben, der am liebsten den ganzen Tag las. Er hatte eine Sammlung von Büchern, die fast so hoch wie der Turm der Stadtbücherei war. In ihnen ging es um mutige Drachenzähmer, schlaue Hexen und tapfere Ritter. Doch so sehr Ben auch das Abenteuer in seinen Büchern liebte, so war er selbst kein Abenteurer. Er mochte es, sicher und gemütlich in seinem kleinen Bücherrücken-Haus zu sitzen und sich von spannenden Geschichten zu träumen.

Eines Tages brachte ihm seine Freundin, Fina, eine Nachricht. Fina war ein kluger Vogel mit schillerndem, grünem Gefieder, der oft von Baum zu Baum flog und Neuigkeiten in der Gegend aufschnappte. „Ben, hast du schon vom Nebelberg gehört?“, fragte sie neugierig. Ihr Blick funkelte vor Aufregung.

„Der Nebelberg?“ Ben setzte seine Brille zurecht. „Davon habe ich gelesen! Es heißt, oben auf dem Gipfel gibt es den merkwürdigen Schlupi, einen Kobold, der den ganzen Berg in Nebel gehüllt hat. Aber er soll ziemlich unfreundlich sein.“

„Ja! Und niemand traut sich hinauf, weil… naja, die Wege sind so neblig, dass man sich leicht verirren könnte. Aber weißt du, ich habe gehört, dass dort oben ein Geheimnis verborgen ist!“ Fina hüpfte aufgeregt auf und ab.

„Ein Geheimnis?“ Ben überlegte. „Das klingt interessant … aber genauso gefährlich.“

Fina flatterte aufgeregt mit den Flügeln. „Warum gehst du nicht selbst nachschauen? Ein bisschen Abenteuer könnte dir guttun!“

Ben schüttelte schnell den Kopf. „Ich verlasse mich lieber auf das, was in Büchern steht, Fina. Wahre Abenteuer sind … unsicher.“

Aber in der Nacht konnte Ben nicht schlafen. In seinem Kopf spukten Gedanken an den Nebelberg und den geheimnisvollen Schlupi herum. Schließlich entschied er – wenn er die Geschichte nicht selbst erlebte, würde niemand wissen, was wirklich auf dem Gipfel des Nebelbergs verborgen war. Mit einem Seufzen schnappte er sich seine Abenteuertasche, füllte sie mit Proviant, seiner Lupe und natürlich einem dicken Buch über schlammige Kobolde und machte sich auf den Weg.

Der Nebelberg sah aus der Ferne grau und unheimlich aus. Nebelfetzen zogen über die Hänge, als würden sie geheime Pfade verdecken. Ben schluckte, aber Fina flatterte fröhlich neben ihm her und sang.

„Keine Sorge, Ben! Ich fühle, dass du etwas Tolles entdeckst.“ Sie schien sich keine Gedanken über den Nebel oder den geheimnisvollen Schlupi zu machen.

Der Aufstieg war steil, und bald schon wurde der Nebel dichter. Um ihn herum verschwammen die Bäume, und die Wege schienen sich vor seinen Augen zu verändern. Ben fühlte sich ein wenig mulmig. „Was wäre, wenn ich mich verirre, Fina?“

„Bleib ruhig“, meinte Fina, „und sieh dich um. Manchmal erscheinen Dinge im Nebel klarer, wenn man einfach wartet.“

Ben atmete tief durch und plötzlich, ganz leise, hörte er ein leises Platschen. Es klang, als würde jemand in den Schlamm patschen. Er drehte sich um, und plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte eine kleine Gestalt auf. Sie war kaum größer als Ben selbst und triefte von oben bis unten vor Schlamm. Es war Schlupi, der Schlammkobold!

„Was machst du hier?!“ Der Kobold sah ihn verwundert und ein bisschen finster an. „Hast du keine Angst, in meinen Nebeln verloren zu gehen?“

Ben holte tief Luft. „Ich … ich bin hier, um das Geheimnis des Nebelbergs zu entdecken! Ich habe gelesen, dass hier oben etwas Besonderes sein soll.“

Schlupi starrte ihn einen Moment an, und dann prustete er plötzlich los. „Ach ja, die Feiglinge im Dorf reden immer von einem Geheimnis. Aber weißt du was? Es gibt kein Geheimnis. Du bist umsonst hier!“

Ben’s Herz sank. Hatte er sich getäuscht? War seine Reise völlig vergebens?

Doch Fina, die auf einem Ast in der Nähe saß, lächelte. „Das glaube ich nicht. Es gibt immer etwas zu entdecken, wenn man genau hinschaut.“

Und plötzlich verstand Ben. Der Nebel, der wandelbare Weg, die unerwarteten Ansichten – das waren keine Hindernisse, sondern Schlupis Art, seine Heimat zu schützen. „Das Geheimnis, Schlupi, bist du selbst“, sagte Ben leise.

Schlupi sah verblüfft aus. „Ich? Was soll das heißen?“

„Du liebst diesen Berg und den Nebel. Du hast den Nebel benutzt, um Fremde fernzuhalten. Und der Nebel zeigt jedem, was er wirklich will – oder was er fürchtet.“ Ben lächelte leicht. „Und du hast mich nicht weggeschickt.“

Schlupi kratzte sich am Kopf. „Naja, du bist anders. Die meisten haben Angst. Aber du bist geblieben. Du … hast Mut.“

Ben konnte es kaum glauben. Er – mutig? Aber irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er tatsächlich mehr Mut aufgebracht hatte, als er dachte. Er hatte seine Bücherwelt verlassen, war einem vermeintlich unfreundlichen Kobold begegnet und hatte seine Angst überwunden.

„Vielleicht … sind wir ja Freunde?“ Ben hielt vorsichtig eine schlammige Hand von Schlupi.

Der Kobold schnaubte und grinste schief. „Freunde? Höchstens Partner. Ich brauche jemanden, der Bücher versteht. Der Nebelberg hat so viele Geschichten, die niemand kennt.“

Ben lachte. „Ich denke, ich kann helfen.“

Von da an stand Ben regelmäßig auf dem Nebelberg und entdeckte gemeinsam mit Schlupi und Fina die Geheimnisse des Nebels. Und auch wenn es kein goldenes Schwert oder einen verborgenen Schatz gab, lernte Ben etwas viel Wichtigeres: Manchmal ist das größte Abenteuer das, was man in sich selbst findet – den Mut, trotz aller Unsicherheiten Neues zu wagen.

Und Ben der Bücherwurm wurde ein wahrer Abenteurer, ohne seine Liebe zu Büchern aufzugeben. Schließlich sind Bücher und wahre Herausforderungen zwei Seiten derselben Medaille – voll kleiner Wunder und großer Freundschaften.