Finn der kleine Fuchs und das Geheimnis des Zeitteiches
Finn der kleine Fuchs und das Geheimnis des Zeitteiches
In einem dichten Wald, wo die Bäume so hoch waren, dass ihre Wipfel den Himmel zu kitzeln schienen, lebte ein kleiner Fuchs namens Finn. Finn war anders als die anderen Füchse. Er hatte ein leuchtend blaues Fell und eine besondere Gabe: Er konnte mit Pflanzen sprechen.
Eines Tages, als Finn durch den Wald streifte, entdeckte er einen geheimnisvollen Teich. Das Wasser glitzerte in allen Farben des Regenbogens und schien zu pulsieren, als hätte es ein eigenes Herz. Neugierig näherte sich Finn dem Ufer.
„Hallo“, flüsterte er zu einer Seerose am Rand. „Was ist das für ein seltsamer Teich?“
Die Seerose raschelte mit ihren Blättern und antwortete: „Das ist der Zeitteich. Hier fließt die Zeit anders. Sei vorsichtig, kleiner Fuchs!“
Plötzlich hörte Finn ein lautes Krächzen. Eine große, schwarze Krähe landete auf einem Ast über ihm. Ihre Federn schimmerten wie poliertes Obsidian und ihre Augen funkelten geheimnisvoll.
„Ich bin Zora, die Zauberkrähe“, stellte sie sich vor. „Was machst du an meinem Zeitteich?“
Finn zuckte zusammen. „Dein Zeitteich? Ich wusste nicht, dass er jemandem gehört. Ich war nur neugierig.“
Zora beäugte ihn misstrauisch. „Neugier kann gefährlich sein, besonders hier. Der Zeitteich ist kein Ort zum Spielen.“
Doch Finn konnte seinen Blick nicht vom pulsierenden Wasser abwenden. „Was macht der Teich?“, fragte er fasziniert.
Zora seufzte. „Er bewahrt die Zeit. Jeder Tropfen enthält einen Moment der Vergangenheit oder Zukunft. Ich beschütze ihn, damit niemand das Gleichgewicht der Zeit stört.“
In diesem Moment geschah etwas Seltsames. Ein heller Lichtblitz zuckte über die Wasseroberfläche und der Teich begann zu brodeln.
„Oh nein!“, krächzte Zora aufgeregt. „Das Zeitsiegel ist gebrochen! Wenn wir es nicht reparieren, wird die Zeit durcheinander geraten!“
Finn spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Wie können wir helfen?“, fragte er mutig.
Zora sah ihn überrascht an. „Wir? Du willst helfen?“
Finn nickte entschlossen. „Natürlich! Ich kann nicht zusehen, wie alles durcheinander gerät.“
Die Zauberkrähe dachte kurz nach. „Na gut. Wir brauchen drei besondere Gegenstände, um das Siegel zu erneuern: Eine Feder des ältesten Vogels im Wald, einen Tropfen Morgentau von der höchsten Baumspitze und eine Wurzel der ältesten Eiche.“
„Das klingt schwierig“, sagte Finn nachdenklich. „Aber ich kenne jemanden, der uns helfen kann!“ Er pfiff leise und kurz darauf raschelte es im Gebüsch.
Eine kleine Maus mit leuchtend grünen Augen huschte hervor. „Das ist Pip, mein bester Freund“, erklärte Finn. „Er kennt jeden Winkel des Waldes.“
Gemeinsam machten sich die drei auf den Weg. Pip führte sie zu einer uralten Eule, die ihnen bereitwillig eine Feder gab. Dann kletterten sie auf den höchsten Baum, wo Finn vorsichtig einen Tautropfen in ein Blatt wickelte.
Die größte Herausforderung war die Wurzel der ältesten Eiche. Als sie den riesigen Baum erreichten, merkten sie, dass seine Wurzeln tief in der Erde vergraben waren.
„Wie sollen wir da rankommen?“, fragte Finn verzweifelt.
Doch dann hatte er eine Idee. Er legte seine Pfote auf die raue Rinde und flüsterte: „Bitte, ehrwürdige Eiche. Wir brauchen deine Hilfe, um die Zeit zu retten.“
Zu aller Überraschung bewegte sich der Boden. Eine dicke Wurzel schob sich aus der Erde, als würde sie ihnen entgegen winken.
„Danke“, sagte Finn ehrfürchtig und nahm vorsichtig ein kleines Stück der Wurzel.
Als sie zum Zeitteich zurückkehrten, brodelte das Wasser noch wilder. Seltsame Bilder flackerten über die Oberfläche – Dinosaurier, Ritter und fliegende Autos.
„Schnell!“, rief Zora. „Werft die Gegenstände in die Mitte des Teiches!“
Finn, Pip und Zora warfen gemeinsam die Feder, den Tautropfen und die Wurzel ins Wasser. Es gab einen lauten Knall, ein grelles Licht blendete sie für einen Moment.
Als sie wieder sehen konnten, war der Teich ruhig. Das Wasser glitzerte friedlich wie zuvor.
Zora atmete erleichtert auf. „Ihr habt es geschafft! Das Zeitsiegel ist erneuert.“
Finn lächelte stolz. „Wir haben es zusammen geschafft. Teamarbeit ist wirklich toll!“
Die Zauberkrähe nickte anerkennend. „Du hast Recht, kleiner Fuchs. Ich danke euch beiden. Vielleicht war ich zu misstrauisch gegenüber Neuankömmlingen.“
„Das ist okay“, sagte Finn freundlich. „Jeder macht mal Fehler. Wichtig ist, dass wir daraus lernen.“
Von diesem Tag an wurden Finn, Pip und Zora gute Freunde. Oft besuchten sie gemeinsam den Zeitteich und erzählten sich Geschichten aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Und Finn? Er hatte gelernt, dass Mut, Freundschaft und Zusammenarbeit die größten Abenteuer möglich machen. Egal wie unterschiedlich man ist, gemeinsam kann man Großes erreichen – sogar die Zeit retten.