Nudges für eine nachhaltige Unternehmenskultur
In der Theorie sind wir uns oft einig: Nachhaltigkeit ist wichtig. Wir wollen Ressourcen schonen, Energie sparen und unseren ökologischen Fussabdruck verringern. Doch im hektischen Arbeitsalltag zwischen Meetings, Deadlines und Projekten geraten diese guten Vorsätze schnell in den Hintergrund. Die Lücke zwischen Wollen und Tun ist eine der grössten Hürden auf dem Weg zu einem wirklich nachhaltigen Unternehmen. Wie können wir diese Lücke schliessen, ohne auf strenge Vorschriften oder Verbote zurückzugreifen, die oft auf Widerstand stossen und die Motivation lähmen?
Die Antwort liegt in der menschlichen Psychologie und in cleverer Technologie. Als Entwickler und KI-Experte sehe ich täglich, wie smarte Systeme Prozesse optimieren können. Doch die wahre Revolution beginnt, wenn wir Technologie nicht nur für reine Effizienz, sondern dafür einsetzen, Menschen sanft zu besseren Entscheidungen zu bewegen. Genau hier setzt das Konzept des Nudging an. Der Begriff, der von den Verhaltensökonomen Richard Thaler und Cass Sunstein geprägt wurde, bedeutet so viel wie anstupsen. Ein Nudge ist ein kleiner Impuls, der uns hilft, eine klügere Wahl zu treffen, ohne unsere Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Es geht nicht um Zwang, sondern darum, den nachhaltigen Weg zum einfachsten und attraktivsten Weg zu machen. In der Praxis lässt sich das mit drei einfachen, aber wirkungsvollen Strategien umsetzen.
Vorlagen anbieten – Der einfachste Weg ist oft der Beste
Menschen sind von Natur aus bequem. Wir neigen dazu, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Dieses Prinzip können wir uns zunutze machen, indem wir nachhaltige Optionen zur Standardeinstellung, also zur Vorlage machen. In der Verhaltensökonomie spricht man hier von Defaults. Eine gut gestaltete Voreinstellung ist wie eine unsichtbare helfende Hand, die uns in die richtige Richtung lenkt. Die meisten von uns kennen das vom Drucker im Büro: Ist dieser standardmässig auf beidseitigen Druck eingestellt, sparen wir Papier, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.
Dieses Prinzip lässt sich auf unzählige Bereiche im Unternehmen übertragen. Denken Sie an die Reisebuchungsplattform für Geschäftsreisen. Was wäre, wenn die Suchergebnisse standardmässig nach der umweltfreundlichsten Option, zum Beispiel der Bahnfahrt, sortiert wären, anstatt nach dem Preis? Der Flug ist weiterhin nur einen Klick entfernt, aber die nachhaltige Wahl wird zur einfachsten. KI-gestützte Systeme können hier noch einen Schritt weitergehen. Ein intelligenter Assistent könnte automatisch Meetings so planen, dass Reisetätigkeiten minimiert werden, oder Vorlagen für E-Mails anbieten, die auf unnötige Anhänge verzichten und so digitalen Müll reduzieren. Indem wir nachhaltige Vorlagen schaffen, machen wir umweltfreundliches Handeln zum neuen, unkomplizierten Standard.
Positive Beispiele zeigen – Gemeinsam Gutes tun
Niemand möchte allein im Regen stehen – das gilt auch für gute Taten. Menschen sind soziale Wesen und orientieren sich stark am Verhalten ihrer Mitmenschen. Dieses Phänomen, bekannt als soziale Norm, ist einer der stärksten Motivatoren für Veränderung. Wenn wir sehen, dass andere um uns herum nachhaltig handeln, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns diesem Verhalten anschliessen. Deshalb ist das Sichtbarmachen von positiven Beispielen ein unglaublich wirkungsvoller Nudge.
Statt mit dem erhobenen Zeigefinger auf Missstände hinzuweisen, sollten wir die Erfolge feiern. Welche Abteilung hat im letzten Quartal den Papierverbrauch am stärksten gesenkt? Welches Team hat die meisten Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt? Solche Erfolgsgeschichten können durch interne Kommunikation, zum Beispiel über eine smarte Social-Media-Automation wie unsere Marie, sichtbar gemacht und geteilt werden. Kleine, spielerische Wettbewerbe oder Ranglisten können zusätzliche Anreize schaffen und den Ehrgeiz wecken. Wenn Mitarbeiter sehen, dass ihr Engagement wahrgenommen wird und sie Teil einer positiven Bewegung sind, entsteht eine Eigendynamik, die weit mehr bewirkt als jede Vorschrift. Es geht darum, eine Kultur zu schaffen, in der nachhaltiges Handeln nicht nur erwünscht, sondern auch sichtbar und anerkannt ist.
Kleine Ziele vereinbaren – Jeder Schritt zählt
Grosse Ziele wie klimaneutral werden können überwältigend und abstrakt wirken. Sie sind so fern, dass sie im Alltag kaum zu konkretem Handeln motivieren. Viel effektiver ist es, diese grossen Visionen in kleine, greifbare und erreichbare Ziele herunterzubrechen. Das Prinzip der kleinen Schritte ist ein zentraler Hebel, um langfristige Verhaltensänderungen zu bewirken. Wenn Mitarbeiter dazu ermutigt werden, sich öffentlich oder im Team zu einem kleinen, konkreten Ziel zu verpflichten, steigt die Verbindlichkeit enorm.
Ein solches Ziel könnte lauten:
- Diese Woche nehme ich für alle internen Termine die Treppe statt des Aufzugs.
- Im Team: Wir verpflichten uns, diesen Monat die Standby-Geräte nach Feierabend konsequent auszuschalten und den Erfolg zu messen.
Intelligente Systeme können uns dabei unterstützen. Fitness-Apps erinnern uns daran, unser tägliches Bewegungsziel zu erreichen – warum sollte eine Büro-App uns nicht daran erinnern, vor dem Verlassen des Büros das Licht auszuschalten oder den Monitor vom Netz zu nehmen? Indem wir klare, messbare und überschaubare Ziele setzen, machen wir Fortschritt sichtbar. Jedes erreichte Etappenziel ist ein kleines Erfolgserlebnis, das die Motivation stärkt und den Weg für die nächste, vielleicht schon etwas grössere Herausforderung ebnet.
Diese drei Ansätze – Vorlagen, positive Beispiele und kleine Ziele – zeigen, dass die Förderung von Nachhaltigkeit kein Kraftakt sein muss. Es geht um ein smartes Design der Arbeitsumgebung und der Prozesse, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Mit einem tiefen Verständnis für menschliches Verhalten und der intelligenten Nutzung von KI und Automatisierung können wir Systeme schaffen, die uns nicht bevormunden, sondern uns dabei helfen, die Entscheidungen zu treffen, die wir eigentlich treffen wollen. So wird Nachhaltigkeit von einer Pflicht zu einer selbstverständlichen Gewohnheit – und damit zu einem festen Bestandteil unserer Unternehmenskultur.
Quellen:
- Fritz Führungskreise – Nudging: Wie aus Vorsätzen Taten werden – https://vertexaisearch.cloud.google.com/grounding-api-redirect/AUZIYQEf6AU7Z93jVbl6BCCawRRSx42ZEMnZOeIorDuypyucz9njUOid7vQuzRVruWgR6X355oJKqFXbtYmevfbZGXy-eK9BkpQcd_o5cHu7yb1Md5yKgZOzz50VpplnO5Lhni_ZfedN3GA5evcOOJlDgte8A4O1mkOl
- AOK-Arbeitgeberservice – Praktische Beispiele für Nudging – https://vertexaisearch.cloud.google.com/grounding-api-redirect/AUZIYQGBDcts7JDGh268yAJCBgmiCImoTcqHsYpE4uGECZ3vmgVE2n9xSs-y_tqrCzEtfwmcKQb1zxqW1TQuYfmhiX2vPzfkkP8p6hluKG1oKTfLcrxGXLWHZC0jMmzQt4RmLEBShf3gUgyzhMzWjGpu5xe-VRHgsfoFdCUVCAFqVpE7b3cgVY-YdPYTTnIokZfMZjA0FWmm1rAfQp87ddaxK_3zuIQ=
- Innovation Wiki by verrocchio Institute – Nudging: Überblick, Methoden und Beispiele – https://vertexaisearch.cloud.google.com/grounding-api-redirect/AUZIYQG9uCu0MZDY_bCXOc1fUENEtao3ol_CG6cj0rKAD8kJuUUY40BcSzst9K1SPZA0XdBDuZYjaOsBbSySuA_9LFF8GArkSfgtQjFSGUOtfNTsD-12b4JoFhrPAd_nApuMNdw7VYV2kmMO2JBSDmc=
- Ottonova – Nudging: Definition, Beispiele & Nudges im Alltag – https://vertexaisearch.cloud.google.com/grounding-api-redirect/AUZIYQEf5EfrfXTKnMuLb0tYhMXMOsMz-qj46X1JTPlSK0gWZ7kWojf6egLTFijlDHNw5UYRLwSIYMtM018P7pL4GGCRTx347wFmxQSPyp9MGyPjqScE4x0XoPoLNCHQN-DJoN0K2jbx_ph87VkhnegiXV0LPsBOIQXHI0C1
- smartBRAND – Agentur für Personenvermarktung – Nudging: 5 Beispiele für einen sinnvollen Einsatz in der digitalen Welt – https://vertexaisearch.cloud.google.com/grounding-api-redirect/AUZIYQEYO6G5yIZ5kLOEQUd38jIkCtDzsO0TCQLZm5OvspkWv1X1xoz8xmSfQMZugDJ3wtl5h3FbnhqIyHv6Mt5yf3akaPfUXtYKk73U_JiugjsYqS0h8wjleQbJNwQAiQwC9-vZlCjDi60JLagzSA89SFL4s7YM


