Pflegedienste warnen vor Folgen der Abschaffung von Pflegegrad 1

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Die Debatte um den Pflegegrad 1 hat in Deutschland in den letzten Monaten zu erheblicher Verunsicherung bei Betroffenen und Pflegediensten geführt. Es ging um die Frage, ob die niedrigste Stufe der Pflegegrade gestrichen werden sollte – ein Schritt, der weitreichende Konsequenzen gehabt hätte.

Hintergrund der Diskussion

Kritiker befürchteten, dass eine Abschaffung des Pflegegrads 1 über 860.000 Menschen den Zugang zu niedrigschwelligen Unterstützungsleistungen entziehen könnte. Dazu zählen der monatliche Entlastungsbetrag sowie wichtige präventive Angebote. Dies hätte die häusliche Versorgung und die Entlastung pflegender Angehöriger gefährdet.

Ursprünglich wurde die Maßnahme von Befürwortern als Beitrag zur Konsolidierung der Finanzlage der sozialen Pflegeversicherung gesehen. Schätzungen des Leibniz-Instituts nannten ein mögliches Einsparvolumen von rund 1,8 Milliarden Euro.

Die Sorgen der Pflegedienste

Pflegedienste und Verbände wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft oder der VdK betonten nachdrücklich die negativen Folgen einer Abschaffung. Sie hoben hervor:

  • Der Wegfall niedrigschwelliger Leistungen würde kurzfristig den Zugriff auf Entlastungs- und Beratungsangebote stark einschränken.
  • Eine erhöhte Belastung pflegender Angehöriger könnte zu mehr Krankheitsfällen, weniger häuslicher Versorgung und langfristig zu höheren Kosten, beispielsweise durch vermehrte stationäre Pflege, führen.
  • Gerade Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sind auf die Angebote aus Pflegegrad 1 angewiesen. Ein Wegfall könnte zu früheren Heimeinrichtungen und erhöhten Belastungen führen.
  • Statt einer pauschalen Kürzung fordern Pflegedienste eine behutsame Reform statt Abschaffung der Leistungen, mit klarem Fokus auf Prävention und Unterstützung.

Politische Reaktion und Ausblick

Erfreulicherweise hat die vehemente Kritik Wirkung gezeigt. Politisch wurde die Streichung des Pflegegrads 1 zwischenzeitlich vom Tisch genommen. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe Zukunftspakt Pflege spricht sich mittlerweile für den Erhalt des Pflegegrads 1 aus. Sie strebt jedoch eine Reform an, bei der die Leistungen stärker auf Prävention und Alltagsunterstützung ausgerichtet werden sollen.

Pflegedienste fordern bei allen Reformen, die Erreichbarkeit und die praktische Unterstützung für Betroffene weiterhin zu sichern. Zudem muss der Blick auf langfristige Kostenfolgen, wie eine mögliche Zunahme stationärer Pflege, nicht verloren gehen.